Werte Mitreisende,
ich bin unsicher ob dieses Thema hier gut aufgehoben ist. Schließlich handelt es sich nicht um eine Erfindung, die ich selbst machte - viel mehr ist es das Wiederbeleben einer lange verkommenen Erfindung.
Um einem anderen Projekt einen realistischen Anschub geben zu können, benötigte ich ein standesgemäßes Schreibwerkzeug, was sich als nicht ganz einfach herausstellte (wenn man nicht unbedingt Hunderte Euronen ausgeben möchte), daher entschied ich mich dazu, mein technisches Verständnis etwas zu fordern und kaufte eine defekte, verdreckte und teilweise verrostete Schreibmaschine; genauer gesagt eine Wanderer Werke Continental Standard von 1927.
Das arme Ding stand womöglich jahrzehnte in einem feuchten Keller, bevor es als Dekorationsobjekt in irgend einer Wohnung verstauben durfte. Ordentlich Nikotin in der Luft durfte selbstverständlich auch nicht fehlen.
Die Federspule samt Verbindungsband zum Zurückziehen des Wagens war natürlich defekt, ebenso klemmten diverse Typenhebel.
In diesem Zustand bekam ich sie:
Als kleine Herausforderung an mich selbst steckte ich die Bedingungen zur Restauration für mich relativ eng: Keine elektrischen Werkzeuge. Also demontierte ich Stück für Stück alles was defekt oder verrostet war, reparierte, schliff und polierte - zum Leidwesen meiner Frau in unserem Wohnzimmer. Da ich nicht arbeiten musste, kam ich knappe vier Tage nicht aus meiner Höhle heraus.. Der Ehrgeiz war geweckt.
Das Ergebnis kann sich meiner Meinung nach sehen lassen. Die einzige für mich nicht ohne Weiteres lösbare Aufgabe war das "Aufweichen" des Schreibzylinders, also der großen Papierwalze. Das Gummi ist leider dermaßen ausgehärtet, dass man eher stanzt als zu schreiben. Man kann natürlich jedes Mal mehrere Blätter einlegen, aber so ganz zufrieden macht mich das nicht. Sollte jemand von Ihnen Ideen haben, wäre ich über einen Hinweis dankbar. Und nein, über Nacht in Bremsflüssigkeit einlegen traue ich mich nicht.
Sollte sich jemand hier an ein ähnliches Projekt machen wollen, kann ich sicher einige Internetseiten mit Informationen empfehlen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Beste Grüße
Letus
Antworten
Eine wunderbare Arbeit haben Sie hier geleistet. Damit haben Sie die Schreibmaschine nicht nur gerettet und ihr ein neues Leben geschenkt, Sie haben auch uns mit deren Anblick viel Freude bereitet.
Ergebenst
Lady Anna Liecktensteam
Zum Thema Farbbänder:
Eingetrocknete Farbbänder lassen sich mit WD40 wieder reaktivieren.
Dazu wird das Farbband komplett auf eine Spule gewickelt.
Zwischen Spule und Farbband appliziert man dann einen kurzen Sprühstoß WD40. Jeweils oben und unten.
24 Stunden einwirken lassen. Evtl. Wiederholen.
Hochachtungsvoll,
H. Steam
haben Sie Dank für das Vorstellen Ihrer Arbeit! Für mich ist Ihr Bericht insbesondere deshalb sehr interessant, da ich das gleiche Modell, oder ein sehr ähnliches Besitze vom selben Hersteller. Ich werde es die Tage mal überprüfen.
Im Gegensatz zu der Ihren ist die meine komplett funktionstüchtig, lediglich der Korpus hat stark gelitten. Von daher, ich werde Ihren weiteren Arbeitsverlauf gewiss mit Neugierde Folgen.
Hochachtungsvoll,
Friedrich von Reichenhall
Vielen Dank für die lieben Worte - die Maschine ist bereits wieder montiert und funktioniert auch wieder vollständig. Den Schreibzylinder konnte ich tatsächlich durch Einlegen über 24 Stunden in einem Sud aus zwei Teilen Wasser und einem Teil Weichspüler - kurzzeitig auf etwa 55 Grad Celsius erwärmt - wieder etwas weicher bekommen. Mit Silikonspray entsteht nach 12-stündigem Abtrocknen eine gute Versiegelung.
Passende Farbbandspulen und sogar ein exotisches 16mm-Farbband habe ich ebenfalls auftreiben können, und zwar hier:
http://www.galerie-alte-technik.de/farbbandspulen.php
Beste Grüße
Letus
https://www.hausjournal.net/gummi-weich-machen
https://www.fighters.bike/index.php?/category/gummi-weichmacher
Wie oben bereits erwähnt, konnte ich mit der Biker-Methode dem alternden Gummi Herr werden. Vielen Dank für den Tipp!
Beste Grüße
Letus
Das Projekt passt perfekt in die Erfinderwerkstatt, geht ja auch um den Erhalt alter, schöner Technik.
Zum Thema Gummi enthärten. Eine Möglich wäre es, das Gummi mit Silikonöl zu bestreichen. Mehrmals und immer schön einziehen lassen. Danach gut auspolieren, damit es nicht fettet.
Hochachtungsvoll,
Horatius Steam
Der Zylinder liegt nun demontiert in einem Sud aus Wasser und Weichspüler in einem Bräter auf dem Herd. Hoffentlich zeigt das Süppchen die erforderliche Wirkung.
Beste Grüße
Letus