Zeigen Sie uns, was Sie geschaffen haben

Verehrte Mitreisende,

ich will Ihnen hier ein älteres Projekt von mir vorstellen, welches ich vor fast zwei Jahren zum Leben gebracht hatte.
Es handelt sich hierbei um ein Möbelstück, genauer gesagt, um eine Küchenanrichte. Der gewöhnliche Kritiker könnte mir natürlich vorwerfen, was denn daran Steampunk sei? Es fehlen die üblichen optischen Accessoires? 
Dies Möbelstück ist nach historischem Vorbild gebaut worden und gedacht für meine neue Küche in meiner Zweitresidenz, welche ich seit mehreren Jahren nach und nach umbaue, um es (mehr oder weniger) in ein Setting von um 1900 zu versetzen. Die Vorlage für das Möbel stammte aus einem Fachbuch für Möbeltischler, welches Anfang des 20 Jahrhunderts veröffentlicht worden war. Das Möbel, so wie es abgebildet war, ist wahrscheinlich direkt so nie gebaut worden und ich selbst hatte die Umsetzung etwas verändert. Ich will Ihnen aber keinen Vortrag halten, sondern Ihnen nun die Bilder des Schaffens präsentieren.

Sie sehen hier den Grundkorpus. Wie es bei Möbeln in der Zeit üblich war, habe ich die Front und die Seiten aus einem Edleren Holz gefertigt (in diesem Fall Esche) und die Rückseite, sowie den Boden aus Fichte. Der Boden wäre damals furniert gewesen mit demjenigen Holz, woraus die Sichtseiten bestanden.
Hier können Sie die fertigen Seitenelemente sehen. Ich habe, um Material und Gewicht zu sparen, in die Seiten jeweils zwei Füllungen eingesetzt. Bei edleren Möbeln damals nicht unüblich, für ein Küchenmöbel schon und die Art der Füllung erst recht. Ich habe dazu einfach eine 3mm Mehrschichtfurnierplatte genommen und diese auf der einen Seite mit Nussbaumfurnier versehen, auf der Innenseite mit Arhornfurnier, damit es innen heller ist. Normalerweise nutzt man als Deckfurnier das gleiche Holz für beide Seiten beim Furnieren, da sonst die Platten krumm werden. Da die Füllungen eher klein sind und mit Nagelleisten gut stramm eingesetzt sind, funktioniert es in diesem Fall.
Die Rückseite beinhaltet keine Füllung, sondern Textil. Dies ist für ein Möbel sehr ungewöhnlich, in diesem Fall aber bewusst gewollt, da das Möbel später an einem Ort stehen wird, wo es im Winter feuchter werden kann und somit nach innen die Luftzirkulation gegeben ist. Das verringert die Wahrscheinlichkeit, dass es im Inneren anfängt zu schimmeln.
Auf diesem Bild sehen Sie die fertige Front. Die Türen und die Front der Schubladen sind vollständig, wie der Rest der Sichtseiten, aus Esche gefertigt. Auch die dunkleren Teile, aus denen ich die Applikationen gefertigt hatte. Die Verzierungen sind aus dem Kernholz der Esche gefertigt, also dem Material, welches nah am Kern des Baumes liegt. Normalerweise ist dies Abfall, da es nicht wirklich verwendet werden kann. Diese Färbung des Kernholzes hatte ich bisher bei einer Esche nie gesehen und das Farbspiel, der Farbverlauf gefiel mir so gut, dass ich beschloss, entgegen aller Norm daraus die Verzierungen zu machen. Die Schubladen sind hauptsächlich wieder aus Fichte gefertigt, von der Front abgesehen. Dies war damals so üblich, um beim teureren Material zu sparen. Die Griffe sind aus massivem Messing.
Das letzte Bild ist leider etwas abgeschnitten, bitte verzeihen Sie. Aber hier sieht man nun das fertige Möbel an seinem Bestimmungsort. Die Arbeitsplatte ist ebenfalls aus Fichte gefertigt, allerdings mit 3mm Esche auf der Sicht verkleidet. Dazu kam noch eine Umrandung, damit beim Arbeiten nichts daneben, oder dahinter fallen kann. 
Leider vergaß ich, noch von innen ein Bild zu machen. Innen hatte ich noch einen Zwischenboden eingesetzt, allderdings nur auf halber Tiefe des Möbelstücks. Also nur halb so breit, wie das Möbel tief ist. 
Das Möbel ist schon ein paar Mal ausgetestet worden und es tut gute Dienste. Der Küchenraum ist lediglich eine "Ein-Mann-Küche", daher das Möbel als Anrichte selber eher klein geraten. Mit einer Person kann man schon recht gut daran arbeiten.

Ich hoffe, ich konnte Sie ein wenig inspirieren.

Hochachtungsvoll,

Friedrich Graf von Reichenhall