Ihre Kreationen aus Stoff, Leder, oder was auch immer.

Guten Tag werthe Mitreisende,

Nun ist es dann doch soweit gekommen, nach dem ich in den letzten Monaten eine Affinität für klassische Herrenmode entwickelt habe und der Ermangelung solche vor Ort zu erstehen, blieb mir nur eine Option: Selbst ist der Macher.

Im deutschsprachigen Raum klassischer Herrenmode stößt man sehr schnell auf den „Vintageburschen“, dieser hat auch ein Buch, zusammen mit einem Schneidermeister, geschrieben mit verschiedenen historischen Schnitten, Schnittmustern und dazugehörige Anleitungen.

Eine Vorwarnung: Das Buch ist harter Tobback. Nicht für Anfänger geeignet, absolut nicht, schon garnicht als Erstlingswerk, außer Sie sind so verrückt wie ich und nehmen in Kauf das sich solch ein Projekt dann über ACHT Wochen zieht. Es gibt noch etliche Sachen die ich an diesem Buch auszusetzen habe, teilweise hatte ich das Gefühl, man muss schon Schneider sein um das zu verstehen, aber ein Schneider wird so ein Buch nicht brauchen, oder? Teilweise passen Seiten Referenzen nicht, und man muss das ganze Buch verinnerlicht haben um sich von diversen Stellen die richtigen Informationen zusammen zu Reimen. Ab der hälfte habe ich dann das Buch nur noch teilweise geöffnet um gewisse Arbeitsabläufe nachzuvollziehen wenn ich in einer Sackgasse gelandet bin, der Rest wurde dann von mir auf Gutdünken ausgeführt 

Die Fishtail-Hose hatte es mir ganz besonders angetan, also gut auf in die Ætherweiten und recherchiert. Nähmaschine gekauft, den Stoff konnte ich dann Vorort ausfindig machen und erhielt noch einiges an Beratung in einem sehr tollen kleinen Stofflädchen.

Die Merkmale einer Fishtail-Hose sind der besondere hohe Sitz bis zum Bauchnabel und der Fishtail an der Rückseite welcher noch einmal 5cm höher geht als der vordere Bund  

Alles Material gesammelt, Schnitt in der richtigen Größe kopiert, einen Probeanlauf in Nessel Cretonne angefertigt. Mist. Hier zu klein da zu groß. Also angepasst, das ist ja das tolle wenn man selbst schneidert. 

Dann begonnen im richtigen Material zu arbeiten: Ein Wollstoff mit gewalkter Oberfläche, das Futter wurde aus Neva Viscon gefertigt und für die Taschenbeutel eine Mischung 50%Polyester 50%Polyamid empfohlen, sehr glatt und sehr flutschig. 

Ohne besseres Wissen habe ich damit begonnen alle 4 Hosenteile soweit fertig zumachen, wie es ging bevor man alles vernähen muss. Eine „Modifikation“ meinerseits war, auch in die Hinterhose ein Futter einzunähen. Hier ist mir dann auch schon ein irreparabler Fehler unterlaufen: Die eine Paspeltasche sitzt 1,5cm weiter zur Mitte als die Andere und weil die Anleitung so toll war, habe ich fast mit als letztes die Passe angenäht, der Fehler? Die Passe muss bereits in die Paspel der Tasche eingenäht werden, also ganz zu Anfang, dieses Schiff konnte nicht mehr gerettet werden, also habe ich einfach weiter gemacht und es fällt auch nur auf wenn man sehr genau hinsieht.

Zu guter letzt dann alles geheftet, anprobiert, neu geheftet, anprobiert, für gut befunden. Weitermachen: Aufbau des Hinterhosen Bunds, da für den Hosenbund neben eines Stanzbandes, auch ein Steifleinen/Buckram von Nöten war und ich weis Gott keinen ausreichend feinen Steifleinen finden konnte habe ich mich entschlossen doppelt bzw. vierfache Lagen Nessel Cretonne einzunähen. Hier war dann auch viel Handarbeit gefragt um diverse Blindstiche auszuführen. Das ganze nahm dann auch ein wenig Fahrt auf als die Ziellinie in Sicht war, es mussten nur noch die Hosenbeine abgesteckt werden und mit einer Stulpe versehen werden.

Die fertige Arbeit können Sie in diesen Bildern begutachten

Für Kritik und Anregungen bin ich dankbar unter hinterlassen Sie diese bitte auch, sollten Sie noch weiter Fragen haben werde ich diese gerne Beantworten.

Hochachtungsvoll,

J. Topside